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Hannelore Elsner (Ruth Ebert, Großmutter)
Hannelore Elsner, als Schauspiel-Ikone für ihr darstellerisches Können im Theater, Kino und Fernsehen hoch verehrt, zieht seit Jahrzehnten ein großes Publikum in ihren Bann. Und zugleich inspiriert sie Autoren und Regisseure immer wieder zu Meisterwerken, ohne sich je auf eine bestimmte Richtung festlegen zu lassen. Allein ein Blick auf fünf ihrer Filme aus den letzten Jahren zeigt ihre unerschöpfliche Gabe und Wandlungsfähigkeit: DIE UNBERÜHRBARE (2000) von Oskar Roehler, MEIN LETZTER FILM (2002) von Oliver Hirschbiegel, ALLES AUF ZUCKER! (2005) von Dani Levy, Doris Dörries KIRSCHBLÜTEN – HANAMI (2008) oder DAS BLAUE VOM HIMMEL (2011, Regie: Hans Steinbichler).
Hannelore Elsner, gebürtige Bayerin, begann ihre Schauspielkarriere in München, wo sie zunächst eine klassische Schauspielausbildung absolvierte. Auch wenn sie von Anfang an vor der Kamera arbeitete, lag das Zentrum ihres Schaffens und galt ihre große Liebe in den 60er Jahren vor allem dem Theater, Jahre, die sie selbst ihre „Lehrzeit“ nennt. Sie gehörte zum Ensemble der Münchener Kammerspiele und des Berliner Hebbel Theaters, tourte über die renommiertesten deutschen Bühnen und erhielt in dieser Zeit ihre ersten Auszeichnungen, etwa die Goldene Kamera für ihre Rolle der Sascha in Anton Tschechows IWANOW.
Einen ersten Meilenstein ihrer Kinokarriere stellt ihre Mitwirkung in dem mit vier Bundesfilmpreisen ausgezeichneten Filmdrama DIE ENDLOSE NACHT (1963) von Autorenfilmer Will Tremper dar, für den sie dem Theater den Rücken kehrte. Auf der anderen Seite sieht ein breites Publikum zum Teil bis heute in ihr die junge Französin Geneviève Ponelle in der LÜMMEL VON DER ERSTEN BANK-Reihe von Franz Seitz.
Wie kaum eine andere Schauspielerin meistert Hannelore Elsner mit ihrer Kunst bis heute den Spagat zwischen Publikumsfilm und anspruchsvollem Autorenkino, zwischen Komödie und Drama. So spielte sie in den 1970ern für Autorenfilmer wie Edgar Reitz (in DIE REISE NACH WIEN, 1973), Alf Brustellin (in BERLINGER, 1975) und Istvan Szabo (in DER GRÜNE VOGEL, 1979), war in diversen Filmen von Rudolf Thome zu sehen – angefangen mit ROT UND BLAU (2003) bis hin zu DAS SICHTBARE UND DAS UNSICHTBARE (2007) – genau wie in den letzten Jahren in Angelina Maccarones Frauen-Roadmovie VIVERE (2007) und den bereits zu Beginn angesprochenen Filmen von u.a. Oskar Roehler und Oliver Hirschbiegel. Und so wie sie anspruchsvolle Zuschauer für diese Auftritte schätzen, so lieben sie die Jüngeren z.B. für ihre Rolle der Internatsleiterin Frau Theobald in den erfolgreichen HANNI & NANNI-Filmen der letzten Jahre.
Auch die Liste ihrer Fernseherfolge ist endlos und reicht zurück bis in die 1960er Jahre, als Jürgen Roland sie für die legendäre Stahlnetz-Serie engagierte. Zahllose TV-Produktionen tragen seither ihre Handschrift, dazu gehören ICH SCHENK DIR MEINEN MANN (1999, Regie: Karola Hattop), der mit vier Grimme-Preisen geehrte ENDE DER SAISON (2001, Regie: Stefan Krohmer), FAHR ZUR HÖLLE SCHWESTER (2002, Regie: Oskar Roehler), DIE SPIELERIN (2005, Regie: Erhard Riedlsperger) oder etwa DIE KOMMISSARIN, mit der sie von 1994 bis 2006 in 65 Folgen als Ermittlerin Lea Sommer das Publikum begeisterte.
Zu Hannelore Elsners jüngsten Arbeiten gehören u.a. Doris Dörries Kinokomödie ALLES INKLUSIVE – hier konnte man sie im Frühjahr 2014 an der Seite von Axel Prahl und Nadja Uhl sehen – kurze Zeit später die internationalen Ko-Produktion DER LETZTE MENSCH (Regie: Pierre-Henri Salfati) an der Seite von Mario Adorf; im Herbst 2014 folgten mit HIN UND WEG und Uwe Jansons AUF DAS LEBEN! zwei weitere Kinofilme, in denen sie die Hauptrolle übernahm; und 2015 stand sie neben Andreas Grubers Kinodrama HANNAS SCHALFENDE HUNDE in Matti Geschonnecks Ensemblefilm EIN GROßER AUFBRUCH und in Dany Levys DER KLEINE DIKTATOR vor der Kamera.
Ihre 2011 erschienene Autobiographie „Im Überschwang – aus meinem Leben“ wurde ein Beststeller.
Darüber hinaus setzt sich Hannelore Elsner mit großem Engagement für wichtige gesellschaftliche Themen ein: beim Förderverein Fritz Bauer Institut gegen das Vergessen des Holocaust, als Kuratorin der deutschen AIDS-Stiftung und als Schirmherrin bei „Karuna – Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not“ (www.karunaberlin.de), einem Berliner Verein, der sich um obdachlose Kinder und Jugendliche und ganz aktuell um minderjährige unbegleitete Flüchtlinge kümmert. (Um Spenden wird an dieser Stelle dringend gebeten – Spendenkonto: BIC: BFSWDE33BER / IBAN: DE89100205000003540607)
Die Liste von Hannelore Elsners Auszeichnungen ist endlos: Sie wurde mit dem Grimme-Preis geehrt, gleich zweimal mit dem Deutschen Filmpreis – als Beste Hauptdarstellerin für DIE UNBERÜHRBARE und MEIN LETZTER FILM – dem deutschen Kritikerpreis, dem Bambi, dem Telestar, der Goldenen Kamera, dem Bayerischen Filmpreis sowie zahllosen Auszeichnungen auf internationalen Festivals, beispielsweise als Beste Hauptdarstellerin in Monte Carlo, Chicago und Istanbul. 2009 erhielt sie den Preis für Schauspielkunst, der im Rahmen des Festivals des deutschen Filmes in Ludwigsburg Schauspieler ehrt, die im Film Charakter und Persönlichkeit gezeigt haben. Für ihr großes gesellschaftliches Engagement sowie für ihren besonderen Einsatz für die AIDS-Stiftung wurde sie zwei Mal mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Außerdem erhielt sie den Ehrenpreis für ihr Lebenswerk beim Bayerischen Fernsehpreis 2006, den Bayerischen Verdienstorden, den Ehrenpreis des Bayerischen Filmpreises und den Ehrenpreis zum Hessischen Film- und Kinopreis.